QONDA DIGITALISIERT DEN DOLMETSCHERMARKT

Interview vom 18.08.2023 mit dem PioneerLab

Mit einer sog. RSI-Lösung ist es erstmals möglich, dass Dolmetscher aus der ganzen Welt zu Online-Meetings oder Events virtuell zugeschaltet werden können. Dadurch haben Unternehmen bzw. die Mitarbeiter eine einfache und schnelle Möglichkeit, andere Menschen und Geschäftspartner in Video-Meetings in deren Muttersprache zu adressieren. Mit dem Start-up Qonda haben die Gründer es in den aktuellen Company Builder Run geschafft und sind Teil des Accelerator Programms. Wir haben mit den Gründern gesprochen:

Interview Qonda PioneerLab

Was genau macht euer Startup und was ist das Besondere an eurer Geschäftsidee?

 

Mike: Auch wenn viele Menschen der Überzeugung sind, dass Englisch ausreichend wäre, stimmt dies leider nicht. Tatsächlich sprechen weltweit weniger als 5% der Menschen sehr gutes Englisch – mit dem Ergebnis, dass alleine in der EU den Unternehmen rund 100 Mrd. Euro potenzieller Umsatz pro Jahr entgehen auf Grund von Sprachbarrieren. Dies macht alleine in UK 3,5% des Bruttosozialprodukts aus.

Ulf: Unser Ziel ist es, den Kunden neben der Lösung für mehrsprachige Echtzeitkommunikation weitere KI-gestützte Produkte an die Hand zu geben. Die betrifft viele Bereiche der Mehrsprachigkeit wie Video-Transkription, Videonachvertonung, Live-Untertitelung für barrierefreien Zugang, Live-Verdolmetschung uvm. in aktuell bis zu 32 Sprachen. Ziel ist es, dass unsere Kunden bei Qonda eine „All-in-One“-Löung erhalten.

 

Was sind dabei eure USPs?

 

Mike:  Wir bieten ein Abo-Model, mit dem der Kunde unsere Software unlimitiert pro Monat nutzen kann und des Weiteren einen selbst und einfach zu bedienenden Kunden-Account, mit dem er das Meeting in weniger als einer Minute aufsetzen kann. Wir möchten dem Kunden einen einfachen und anwenderfreundlichen Zugang zur Mehrsprachigkeit bieten.

Ulf: Und was wichtig und besonders ist: Unsere Software kann sowohl von Unternehmen genutzt werden, die einen eigenen Inhouse-Sprachenservice haben oder mit externen Dolmetschern schon lange zusammenarbeiten, als auch von Unternehmen, die die Dolmetscher über uns einkaufen. Wir sind hier komplett flexibel.

Mike: Hinzu kommt, dass unsere Lösung komplett browserbasiert läuft, sodass nichts installiert werden muss, was gerade im Unternehmensumfeld sehr wichtig ist.

 

Wie kamt ihr auf euren Namen?

 

Mike: Hier war eine kreative Agentur im Spiel. Die kamen mit der echt guten Idee um die Ecke. Qonda steht nämlich in der Sprache Zulu für „Verstehen“.

 

Bekannt ist ja, dass das wirklich Entscheidende die Köpfe hinter der Idee sind. Stellt euch doch mal vor!

 

Ulf: Mike und ich kannten uns schon lange privat, bevor wir auch unternehmerisch ein Team wurden. Wir haben inhaltlich unterschiedliche berufliche Hintergründe, sind aber beide schon seit über 20 Jahren selbständige Unternehmer: Mike im Bereich der Veranstaltungstechnik, ich in der Unternehmensberatung. Da ich 15 Jahr älter bin als Mike, hatte ich noch Zeit, mich vorher für 12 Jahre als Offizier bei der Bundeswehr zu verpflichten. Mike hat lieber Zivildienst geleistet. Wie man sieht, kommen wir aber trotzdem sehr gut miteinander zurecht.

Ulf Hansen und Mike Bertsch Gründer Qonda
Mike Bertsch und Ulf Hansen - Gründer Qonda

Welche Herausforderungen habt ihr aktuell?

 

Mike: Neben der klassischen Herausforderung eines Start-ups, die Investorensuche, beschäftigt uns aktuell vor allem die Vermarktung. Unser Challenge ist, dass wir eine Lösung haben für Kunden, die eigentlich noch gar nicht wissen, dass sie ein Problem haben. In Deutschland hört man häufig „Wir machen es auf Englisch, das versteht ja jeder“, was nachweislich eben falsch ist! Menschen verstehen im Durchnitt nur 60% einer Fremdsprache. Das führt im Umkehrschluss dazu, dass 40% der Informationen verloren gehen. Daher fokussieren wir uns derzeit mehr auf das Ausland wie die Schweiz, Frankreich, Spanien, aber auch die USA und UK, die trotz Englisch als Muttersprache schon in der Vergangenheit fünf Mal so viele Meetings und Events verdolmetscht haben als wir in Deutschland.

 

Was sind eure nächsten To-do’s und weiteren Pläne?

 

Mike: Aktuell arbeiten wir an einer KI-gestützten Videonachvertonung in 32 Sprachen, damit Unternehmen Werbevideos, Produktvideos, Schulungs- und Trainingsvideos, Interviews usw. schnell und einfach ein eine andere Sprache produzieren können und das zu deutlich günstigeren Konditionen. Denn aktuell kostet der manuelle Prozess knapp 1.500€/Stunde, was vielen Kunden verständlicherweise zu teuer ist. Wir werden hoffentlich weit unter 100€ pro Stunde landen.

Ulf: Und wir planen mit dem weltweit ersten IMS (Interpreter Management System) eine One-Click-Solution für die passgenaue, sofortige Dolmetscherbuchung direkt aus Outlook, MS-Teams usw. heraus. Im Prinzip wie UBER, nur für den Dolmetschermarkt. Denn Dolmetscher sind weiterhin extrem wichtig, auch vor dem Hintergrund, dass ein Unternehmen im Duschnitt 80.000 interne Fachbegriffe und Abkürzungen hat, welche auf lange Zeit hin nur von menschlichen Dolmetschern perfekt übersetzt werden können.

 

Habt ihr Vorbilder, an denen ihr euch orientiert?

 

Ulf: Die hatte ich in der Vergangenheit, aber inzwischen habe ich so viele eigene Erfahrungen, positive wie negative, dass mir diese als Kompass ausreichen, um auch in schwierigen und unerwarteten Situationen nie die Orientierung zu verlieren. Ich glaube wirklich daran, dass am Ende alles gut wird, denn nicht nur Erfolge, sondern auch Misserfolge können gut sein – und sei es als Erkenntnisgewinn, und da spreche ich aus eigener Erfahrung.

Mike: Da stimme ich Ulf absolut zu. Bei mir war es lange Zeit mein Vater, der ein grandioser Verkäufer war und vom dem ich viel lernen konnte durch seine Selbstständigkeit. Da ich mit 19 Jahren mein erstes Unternehmen gegründet habe, hatte ich natürlich auch viele Mentoren, auf deren Know-How ich immer wieder zurückgreifen konnte. Mittlerweile gibt es weniger Vorbilder, und auf Grund des vorschreitenden Alters wird man eher zum Vorbild für die jüngere Generation, die ich gerne auch mit Rat und Tat unterstütze.

 

Wie seid ihr auf den Company Builder aufmerksam geworden?

 

Mike: Dominik Hoffmann vom Heimathafen in Wiesbaden hatte mich bei einem Treffen darauf aufmerksam gemacht und dann haben wir uns darauf beworben.

 

Welche Erfahrungen habt ihr bisher mit dem Company Builder gemacht?

 

Ulf: Durchweg positive! Alle Beteiligten, vom „Staff“ über die Referenten bis zu den Mentoren, sind unheimlich engagiert und hilfsbereit. Völlig egal, wieviel Erfahrung als Unternehmer man schon hat, wir lernen in diesem Programm sehr viel und empfinden es unter anderem deshalb als Privileg, Teil des Programms zu sein.

 

Habt ihr schon einmal daran gedacht aufzugeben?

 

Ulf: Noch nicht eine Sekunde, dazu macht es viel zu viel Spaß, und bisher hat sich auch immer die alte Weisheit bestätigt, dass wenn eine Tür zugeht, woanders eine andere Tür aufgeht. Wir sind aber nicht blind und wissen, dass vielleicht auch irgendwann der Zeitpunkt kommt, an dem man sich eingestehen muss, das es bei allem Idealismus und trotz großer Leidenschaft keinen wirtschaftlichen Sinn macht, mit unserem Unternehmen weiter zu machen. Wenn es soweit kommen sollte, wovon wir nicht ausgehen, werden wir auch das dann gemeinsam beschließen.

Mike: Aufgeben wäre tatsächlich das letzte Mittel. Dafür hat man als Unternehmer in seinem Leben auch schon zu viele Tiefen erlebt. Aber man weiß nie. Evtl. kommt man irgendwann an den Punkt.

 

Was wollt ihr gründungsinteressierten Menschen mit auf den Weg geben?

 

Ulf: Das Wichtigste ist aus meiner Erfahrung, das eigene Geschäftsmodell immer vom Ende her zu denken, nämlich: Wer wird mein Kunde sein, welches ungelöste Problem/Bedürfnis meiner Kunden löse ich, und ist es wirklich innovativ?!? Und so paradox es klingen mag: Ich kann jedem Gründer nur empfehlen, sich mit maximaler Leidenschaft und vollem Einsatz für sein Geschäftsmodell einzusetzen und niemals aufzugeben, und die Weisheit zu haben, auch den Zeitpunkt zu erkennen, an dem es besser ist, aufzugeben.

Mike: Da kann ich nicht viel hinzufügen. Nur, dass man es einfach mal versuchen muss, wenn man eine gute Idee hat.

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